Damit hatte wirklich niemand gerechnet: Die 250 Liederzettel für den Gottesdienst waren längst verteilt und noch immer waren Menschen unterwegs in Richtung Klostergarten... Etwa 250 Besucherinnen und Besucher hatte man optimistisch erwartet, und dann waren es rund 400, die beim Fest im Klostergarten der Franziskaner dabei sein wollten! Bereits seit Februar hatte es von zwei Fahnen am Kircheneingang in den Ort hinein geleuchtet: »1. Juni Fest im Klostergarten«, und diesen Termin hatten sich offenbar sehr, sehr viele Menschen in ihren Kalender eingetragen...
Gefeiert wurde an diesem Tag das 800-jährige Jubiläum des Sonnengesangs, in dem Franziskus kurz vor seinem Tod beschreibt, was ihm die Schöpfung – zum Beispiel Erde, Sonne, Wind, Wasser, Feuer – bedeutet und wie er sie erlebt. Die dazu passende Feier konnte natürlich nur im Freien und mitten in der Natur stattfinden: Altar und Bänke für den Gottesdienst und die Tische für das gemeinsame Essen waren schon am Vorabend im Klostergarten aufgebaut worden. Aber auch am Sonntagvormittag gab es noch genug Handgriffe zu tun und so herrschte schon am frühen Morgen geschäftiges Treiben: Die Tische bekamen ihre Dekoration, die vielen (und leckeren!) selbst gebackenen Kuchen wurden an einem kühlen Ort zwischengelagert, die Musikanlage für den Chor wurde aufgebaut, Geschirr und Besteck fürs Mittagessen bereitgelegt, und, und, und...
Im weitläufigen Klostergarten waren acht Stationen zu den acht Themen des Sonnengesangs installiert, wo die Besucherinnen und Besucher eine »Übersetzung« des Sonnengesangs zum Ansehen und zum Anfassen erleben konnten – ein paar Beispiele:
Im Grün eines knorrig gewachsenen Apfelbäumchens prangte eine satt orange leuchtende Sonne. Aus einem anderen Baum leuchteten Mond und Sterne von einem nachthimmelblauen Tuch herab. Der Wind hatte auf einer kleinen Erhöhung im Klostergarten mit bunt kreiselnden Windrädern seine Gefährten für den Tag gefunden! Und etwas versteckt in einer Gartennische gelegen konnte man einen Feuerkorb mit knisternden Holzscheiten entdecken.
Und weil viele, viele Hände mit angepackt haben, war zu 11:00 Uhr, zum Beginn des Gottesdienstes, alles vorbereitet – das Fest konnte beginnen! Im Anschluss an den Gottesdienst gab es gemeinsames Essen, später auch Kaffee und Kuchen – und vor allem: Gemeinschaft:
Über den ganzen Garten verteilt hatten sich Menschen »ihr« Plätzchen gesucht, um entspannt miteinander zu essen, zu reden und zu feiern. Die Kinder waren kreuz und quer unterwegs, um die Rätsel der Kinder-Olympiade zu knacken. Und wer sich bewegen wollte, hat sich einige oder alle Stationen zum Sonnengesang angesehen. Der zumeist stille Klostergarten dürfte schon lange nicht mehr so viel Lachen, Singen, Kinderstimmen, Leben und Trubel erlebt haben wie bei diesem Fest, das den ganzen Tag über von großer Leichtigkeit durchzogen war.






Und am Ende des Tages? Etwas erschöpfte und überglückliche Franziskaner und Helferinnen und Helfer, die sich alle einig waren: DAS war wirklich mal ein Fest…