effata – öffne dich: Eine Lichtinstallation verwandelt einen Flur
»effata – öffne dich!«
Langsam und ruhig auf der Wand pulsierend ziehen diese Worte aus dem Markus-Evangelium den Blick auf sich, der unwillkürlich weiter wandert zu den stilisierten Konturen einer Rosenblüte, die auf einem von der Decke bis zum Fußboden gespannten Bronzegewebe aufscheint. Als filigrane Lichtprojektionen schweben die Worte und die Rosenblüte im Raum. Es ist gerade ihre bewusste Schlichtheit, aus der heraus die Installation die Kraft entwickelt, den Blick des Betrachters zu halten und zu führen. Wer jetzt auf dem Weg zur Kreuz-Kapelle ist, der hat nicht einmal mehr den Eindruck, es überhaupt mit einem Flur zu tun zu haben, sondern hat vielmehr das Gefühl, sich in eine Passage zu begeben: Der ehemals nüchterne Raum fungiert jetzt als bewusster Übergang, der Menschen darauf vorbereitet, dass sie in wenigen Schritten einen spirituellen Ort betreten. Ausgerechnet in diesem ehemals so praktischen und funktionalen Raum gelingt es der Lichtinstallation, eine ruhige und dichte Atmosphäre zu erzeugen, die augenblicklich Abstand zur ach-so-praktischen Welt schafft. Der künstlerisch gestaltete Raum schafft eine wohltuende Zäsur zwischen der Wirklichkeit, aus der man gerade kommt und der Wirklichkeit, in die einzutreten man im Begriff ist.
»effata – öffne dich!«
Unvermittelt und ohne weiteren Kommentar sprechen einen diese Worte an. Bin ich gemeint?! Und wie ist das gemeint? Als Ermutigung? Als Wunsch? Als Aufforderung oder gar Forderung? Und sich öffnen – wofür? Für Menschen, für Erfahrungen, für mich selbst? Antworten auf Fragen wie diese bleiben jedem Betrachter selbst überlassen. Ausdrücklich ist gewünscht, dass jede und jeder diese Installation in persönlich bedeutsamer Lesart verstehen kann. »effata – öffne dich!« Diese Worte tragen – oftmals sogar weit über die Länge des Flures hinaus.
»effata – öffne dich!« im Markus-Evangelium (Mk 7,31-37)
»Da brachte man einen Taubstummen zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu dem Taubstummen: Effata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden.«