37 / 21: Haus Ohrbeck verabschiedet Maria Feimann
Wie vielfältig die Blickwinkel auf Maria Feimanns Arbeit und auf ihre persönliche Haltung den Menschen und dem Leben gegenüber sind, machen die Rednerinnen und Redner bei ihrer Verabschiedung am 19. Dezember 2022 deutlich. In kleinen Skizzen aus der gemeinsamen Zusammenarbeit zeichnen sie ein lebhaftes Bild von Maria Feimann – als Leiterin und auch als Referentin.
»Wir können auch anders!«
So bringt Br. Markus Fuhrmann ofm, Provinzial der Deutschen Franziskanerprovinz, auf den Punkt, was Maria Feimanns Arbeit als Leiterin wohl am stärksten ausgezeichnet hat: Gerade in herausfordernden Situationen habe sie gerne auch mal gegen den Strich gedacht und sei den Widrigkeiten des Lebens kreativ begegnet – mit nüchternem Blick für die Realität habe sie es eben dennoch »anders« gemacht. Wie sehr Maria Feimann als Leiterin tiefgreifende Veränderung und Wandel für Haus Ohrbeck in allen Bereichen ermöglicht hat, drückt auch der Vorsitzende des Haus Ohrbeck e.V., Andreas Heuer, aus: »Du hast das ganze Haus während deiner Zeit auf links gedreht.«
»Anders« war alles schon am Anfang
Wie ungewöhnlich es selbst 2001 noch war, dass eine Frau und Nicht-Theologin die Leitung eines franziskanischen Bildungshauses übernahm, daran erinnern Heuer und auch Dr. Thomas Südbeck, der für den Vorstand des Niedersächsischen Landesverbandes der Heimvolkshochschulen anwesend war. Als Leiterin war Maria Feimann außerdem weiter als Referentin tätig – auch das: »anders« eben, wie Südbeck erklärt: »Du warst eine der wenigen Hausleitungen, die noch wusste, wie es ist, vor einer Gruppe zu stehen und im Stuhlkreis zu sitzen. ›In die Bütt muss man!‹ – das war einer deiner Lieblingssätze.«
Auch im Umgang zwischen Leitung und Mitarbeitenden ist Maria Feimann Vieles anders angegangen: Als Zusammenspiel beschreibt sie in ihrer eigenen Rede ihr Verhältnis zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: »Das Haus ist so gut wie die Chefin – und die Chefin ist so gut wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.« Und die hat sie – bis auf gerade mal zwei von knapp fünfzig Mitarbeitenden – in den vergangenen einundzwanzig Jahren alle selbst eingestellt. Wie schnell alte Zöpfe abgeschnitten wurden, wissen insbesondere langjährige Mitarbeiterinnen: Mit Maria Feimann als Leiterin durften endlich auch sie bei der Arbeit Hosen statt Röcke tragen…
Was es besonders macht, gemeinsam mit Maria Feimann Seminare zu leiten oder an einem ihrer Seminare teilzunehmen, beschreiben vier Menschen, die es wissen müssen:
Ingrid Großmann, mit der Maria Feimann knapp zwanzig Jahre Wochenenden für Mütter und Töchter durchgeführt hat: »Wir wussten von manchem Piercing und Tattoo, noch ehe es die Mutter wusste!«
Matthias Dieckerhoff, seit 1996 gemeinsam mit Maria Feimann im Leitungsteam aller Kar- und Ostertage: »Du hast eine Gabe: Du kennst Menschen mit ihrem Namen, auch nach Jahren noch kannst du sie sofort mit ihrem Namen ansprechen.«
Hannah Schönhoff, die Haus Ohrbeck und Maria Feimann kennt, seit sie als Kind zum ersten Mal an einem Mütter-Töchter-Seminar teilgenommen hat und später als Schülerpraktikantin, Kinderteamerin und Trainee weiter mit ihr zusammengearbeitet hat: »Der erste Begriff, der mir zu dir in den Kopf kommt, ist: Freude.«
Michael Faßnacht, der mit Maria Feimann 24 Jahre lang Fortbildungen für Klassenleitungen und angehende Führungskräfte in Schulen des Bistums geleitet hat:
»Du bist eine fundierte Erwachsenenbildnerin«, so Faßnacht, »die mit allem ausgestattet ist, was man in diesem Beruf braucht: Spontaneität, Durchhaltevermögen, Kreativität, Experimentierfreude, Pragmatismus. Du bist präzise, weißt aber auch, wann man fünfe gerade sein lassen muss.« Und Faßnacht beschreibt eine Haltung, die sich durch alle Reden des Abends zieht: Maria Feimanns großes Zutrauen in die Entwicklungsfähigkeit von Menschen, denen sie mit einer gut ausbalancierten Mischung aus fürsorglicher Zugewandtheit und kritischer Konfliktbereitschaft ermöglicht hat, sich selbständig und aus eigener Kraft zu entwickeln.
»Wir können viel häufiger anders als es gesellschaftlich vielleicht üblich ist.«, führt Maria Feimann die Gedanken des Abends in ihrer eigenen Rede weiter, »Das hat in diesem franziskanischen Haus Platz gehabt und ich habe versucht, dafür zu sorgen, dass das so bleibt. Was mich persönlich immer gehalten hat, ist die zutiefst franziskanische Grundhaltung, wo der Mensch Mensch sein darf, wo der Mensch mit seinen Fragen sein darf und wo Fragen wichtiger sind als schnelle Antworten. Den Franziskanern, die vor 100 Jahren dieses Haus gebaut haben, gilt ein besonderer Dank.«
21 Leckerbissen – und eine Überraschung...
Auch nach den offiziellen Reden wurde an diesem Abend viel und gerne geredet: Die rund 60 Gäste aus Kirche, Bildungsbereich und Politik haben beim Sektempfang und insbesondere beim Buffet mit (mehr!) als 21 Leckerbissen aus der Küche von Haus Ohrbeck die Gelegenheit genutzt, alte Kontakte wieder aufzufrischen – oder neue zu knüpfen. Ja, und zwischen Hauptgang und Dessert hat Homophon, der erste schwule Männerchor Münster, die Festgesellschaft – das darf man wohl so sagen – kurzerhand aufgemischt: In eigenwilligen Outfits und mit einem Mix aus Schlager, Evergreens und Popsongs haben sie dem Dessert vorübergehend die Show gestohlen.